Während die Vorsaison-Tests in Jerez und Katar auf Hochtouren laufen und die Rennsportwelt mit den Füßen schart, sind wir der Einladung von cetoni motorsport gefolgt. Direkt am Eingang der Geschäftsräume in Inning am Ammersee werden wir von Inhaber
Werner Schopf und Tochter Ann-Marie in Empfang genommen. Bei einer Tasse Kaffee zwischen einer Suzuki GSX R K7 cetoni motorsport und einer Ducati 999R,
nutzten wir die angenehme Atmosphäre, um dem alleinerziehenden Vater, neuen Unterstützer von "Profi trifft Youngster" und zukünftigen Gladiatoren-Zuwachs auf den Zahn zu fühlen.
"Wenn Dein Herz nach schnellem Fahren schlägt..."
Die Arbeit mit den Medien ist Werner Schopf wichtig, nicht nur um auf cetoni motorsport und seine Rückkehr in den Rennsport aufmerksam zu machen, sondern
um auch vorherrschende Vorurteile aus dem Weg zu räumen. „Motorradfahrer oder Motorradsportler sind alles Vollidioten, die nicht bis drei zählen
können, heißt es. Aber das stimmt einfach nicht," erklärte er gleich zu Beginn. "Dass es im Rennsport auch mal
Unfälle gibt, ist ganz klar, aber es gibt genauso gut Unfälle bei anderen Sportarten." Verständnis für den Sport gibt es nicht überall - viele
Inninger kennen nicht einmal den fünffachen Weltmeister Toni Mang, der hier seinen Wohnsitz hat. Nur den wenigen
sei die "ältere Generation" der Rennfahrer, die Rennfahrerlegenden, in Zeiten von Medienmagneten wie
Valentino Rossi und Marc Marquez, noch bekannt. Dass er einmal für Motorräder
brennen würde, hätte der 45-Jährige aus Herrsching am Ammersee zu Beginn seiner Rennsportlaufbahn selbst nicht gedacht. Eigentlich komme er aus dem
Kartsport und habe dort viele Erfahrungen auf den Go-Kart-Strecken der Umgebung gesammelt.
Für den gelernten Automobilbauer waren die Zweiräder in den Jugendjahren nur eine Möglichkeit von A nach B zu kommen, viel mehr reizten den damals 15-Jährigen die Go-Karts. Sein erstes
Zweirad, eine Crosser,verführte ihn noch nicht so sehr wie die Supersportler, auf der in den 90ern Platz
nahm. Von da war das Gefühl einfach da. Seinen Umstieg auf alles was zwei Räder hat, beschreibt Werner Schopf uns jedoch deutlich pragmatischer. "Ich
bin beim Motorrad hängen geblieben, weil der Einstieg in den Rennsport dort einfach auch günstiger ist." Ein wenig unromantisch klingt das schon,
denken wir. „Das sehe ich nicht so," widerspricht der cetoni motorsport-Geschäftsführer. "Wenn Dein Herz nach schnellem Fahren schlägt, suchst Du Dir eine Möglichkeit, die bezahlbar ist, um schnell zu fahren. Wenn Du den Grips hast und sagst Du fährst
auf einer abgesteckten Strecke schnell Motorrad, ist das schon besser, als wenn Du auf Deiner „Hausstrecke“ Vollgas gibst.“
Die Tochter findet es "geil"!
Der Einstieg in den Rennsport sei für ihn damals jedoch einfacher gewesen und die Bikes bezahlbar, heute bewegt sich eine Rennmaschine preislich im
Bereich eines Mittelklassewagens. Der Seriensport biete da eine gute Alternative um sich auf eine Strecke mit anderen messen zu können, weiß Werner Schopf. „Der Seriensport ist eine Variante um gut reinzukommen. Im ersten Rennen fährt man meist erstmal gegen sich selbst und denen
noch hinterher. Das schaut man sich aber nicht lange an. Man will vorbei und man will sich messen."
Nach verletzungsbedingten Pausen müssen für 2016 neue Herausforderungen her und die wurden im RLC Langstrecken Cup und der Gladius Trophy gefunden. Die Suzuki Gladius Trophy ist deshalb eine
Herausforderung. „Ich habe nie auf der Suzuki Gladius gesessen und bin auch nie darauf gefahren," beschreibt uns der ehemalige DTM-Testfahrer seine "ersten Eindrücke".
Ein bisschen verrückt, klingt das ganze für uns schon, ohne jegliche Erfahrung mit dem Bike direkt bei der Auftaktveranstaltung in Oschersleben starten zu wollen. „Letztes Jahr hatte mich das
schon gereizt. Eigentlich wollte ich die Suzuki GSX 750 Challenge fahren, die war leider schon voll und so bin ich zu den Naked Bikes gekommen. Das Interessante daran ist, dass alle mit den
gleichen Waffen starten und mit einem Motorrad fahren, dass eigentlich überhaupt nicht für Rennen ausgelegt ist." Sein Ziele habe er sich durchaus hoch angesetzt und möchte in beiden Serien
unter den Top 5 mitmischen. Im RLC Cup pilotiert Werner Schopf übrigens seine selbst aufgebaute Suzuki GSX R die ihm im Gegensatz zur Suzuki Gladius bestens bekannt ist. Ganz hinter dem
Vorhaben des Papas steht Tochter Ann- Marie. Die zwölfjährige Schülerin und Schwimmerin finde das ganz gut, was ihr Vater macht und feuert ihn auf der Boxenmauer stehend gern dabei an.
Patenschaft - wie ein Herz und eine Seele - gesucht!
Im Rennsport selber wieder aktiv zu sein, reicht dem Geschwindigkeitsliebhaber jedoch längst nicht aus und Wolfgang Schopf tritt somit seit kurzem auch als Unterstützer im Patenprogramm
"Profi trifft Youngster" in Erscheinung. Seine Beweggründe für dieses Projekt kann er uns ganz klar schildern. „Ich finde das schlimm, wenn bei jedem Sportbereich ein Geheimnis aus allem
gemacht wird und jeder so sein eigenes macht. Kinder brauchen Sicherheit und „Nestwärme“, nicht unbedingt immer von den Eltern, im Sportbereich sollte das durchaus auch ein Außenstehender sein.
Als Eltern mit auf der Rennstrecke zu sein und das eigene Kind zu coachen ist schwer, denn manchmal sind viel zu viel Emotionen dabei, die verhindern können den eigenen Nachwuchs voran zu
bringen. Auch ich hätte z. B. bei meiner eigenen Tochter, die Schwimmerin ist gern jemand, der ihr Tipps gibt und ihr hilft sich drum herum wohl zu fühlen. Ich denke das kann das Projekt den
Kids geben. Und ich habe Lust darauf und brenne auf diese Aufgabe." Natürlich sei Werner Schopf sich der damit einhergehenden Verantwortung bewusst, aber
er verfolgt auch die bisherigen Patenpaarungen und konnte sich so einen Eindruck verschaffen. "Wenn ich den
Datzi [David Datzer] und den Flo [Florian Weiß] sehe, die sind ein Herz und eine
Seele und ich denke so soll es auch sein," erklärt er uns. "Den Flo und
seinen Vater habe ich beim nächsten Lehrgang hier."
"Und zum Schluß? Gib einfach Vollgas!"
Mit Lehrgang seien die Motorrad- und Rennstreckenworkshops gemeint, die bei cetoni motorsport in Inning am Ammersee
stattfinden. Bei diesen eigentlich kostenpflichtigen Veranstaltungen seien immer zwei kostenfreie Plätze für die Youngster des Projektes reserviert. Von
Themen rund um das Motorrad - Technik, also auch mal schrauben am Bike, Reifen, Fahrdynamik, Straße, Rennstrecke, Fahrwerk geht es quer durch alle Sparten des Motorradrennsports. Ausrüstung,
Schutzkleidung, Kurvenlehre, Blickführung, Bremsen, Vollgas, Schräglage, Knieschleifen und Ellenbogenschleifen sowie Rennstreckenversicherung, Mediatoren-
und Mentaltraining gehören ebenfalls dazu. Ein umfangreiches Programm was Dank zahlreicher Nachfragen an manchen Kurstagen gar nicht zu schaffen ist. Doch der Einsatz lohnt sich. " Ein wichtiges Thema ist immer wieder die richtige Schutzausrüstung," erklärt Werner uns. "Es war auch schon einmal ein junger Teilnehmer im Workshop, der ohne Rückenprotektoren seid zwei Jahren fährt und nicht weiß das so eine Nummer echt gefährlich ist
und schon allein deswegen rentieren sich solche Lehrgänge!"
Und was sagt er denen, die wie er in den Rennsport einsteigen möchten? "Vollgas! Spaß haben! Geht die Sache nicht
so verbissen an, sondern habt Spaß. Und das ist es einfach."